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die verbleibende zeit

Für Franz Danksagmüller

Orgel(n) plus oder …

Dauer: je nach Bedarf, min jedoch 666ʼʼ und max 666'

2011

bedächtig gezogene Register blasen aus Zinn, Blei und Holz – quecksilberartig langsam – wischende Linien sich verschiebende, an der harmonischen Kippe wippend und trippelnde Klänge

auf Manualen tänzelnde Fingerspitzen,
absichtslos,
schwebend über den weissen,
zufällig streichend die schwarzen Tasten, über den Handrücken abrollend,
abrutschend, wie beiläufig angeschlagen oder eben fast nicht
glucksen, girren und spucken ein zart fauchendes Zwitschern

flatternd und säuselnd weht knisternd raschelndes Surren

leise schnalzt fallend ein Rieseln –
röchelnd plätschert es und schwirrt

die Orgel verhüllt ihre Töne in Allerlei

Beachte das Atmen zwischen den Ereignissen beachte es mit ausgiebiger Ruhe (immer unterschiedlich lang – sekundenlanges Schweigen)

Mikrofone in und zwischen den Pfeifen. Gedacktes Klicken und Klacksen und Pfauchen. Atmen und schieben und wenden, alles verstärkt und mit Computer trans/formiert.


Kein sequentielles Lesen, nur die Kontinuität des Spielens!


Frei wählbare Zeit/Raum-Felder (Auge und musikalischer Impetus sind verlässliche Führer). Ausschnitte aus dem Ganzen mit extravaganten Massen: 2x3 cm sind 5 Minuten, oder:
19x6 cm nur 5 Sekunden. Wenn nicht durch die fragmentarischen Noten verführt, wird die Bildhöhe oder auch nur ein einzelnes Zeit/Raum-Feld als Gesamtumfang des Instruments gelesen. Und umgekehrt: Bringe das ganze Bild in den Umfang einer Oktav, einer Quint!
Regt ein Ausschnitt besonders freudiges Spiel an, soll er mehrmals exploriert werden. Famos gelungene Gesten (z.B. raffiniert wechselnde Registrierung bei fixierten Tasten) werden "geloopt" oder erscheinen immer wieder als thematische Reprise.


Für längere Aufführung können "Chill-Areas" (samt Obst und speziellen Getränken), von
Lautsprechern und entsprechenden (live-)Videos umgeben, eingerichtet werden.

Die wichtige Frage der Zeit
Strichlierte Linien auf fast allen Seiten geben ein feines, gleichmäßiges Gerüst für Zähleinheiten. Diese werden sich pro Seite ändern und auch pro Ansicht (original oder 180° gedreht) sollen unterschiedliche Maßeinheiten angewandt werden. Nie hetzen! Trotzdem entbehren die staccatoartigen Ereignisse auf der letzten Seite nicht eines gewissen flotten Tempos. Die Tempi sollen individuell so gewählt werden, dass immer ein klares musizieren möglich ist und Verwischungen nur durch die Überlagerung verschiedener Stimmen (Instrumente) entstehen. Alleine während "(summender) Höhen und Tiefen" kann es zu Schubert-artigen Generalpausen
kommen … lass die Musik ganz ruhig schwingend verklingen …

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